IVD Berlin-Brandenburg e.V.

Gebäude mit Geschichte – Abhöranlage auf dem Teufelsberg (Field Station Berlin)

Im Monat des Mauerbaus ist diesmal die Abhöranlage auf dem Teufelsberg unser „Gebäude mit Geschichte“, ein Relikt aus der Zeit des kalten Krieges, platziert in Charlottenburg-Wilmersdorf.

Teufelsberg und Teufelssee

Der Teufelsberg ist keine natürliche Erhebung, sondern ein Trümmerberg. Als nach dem zweiten Weltkrieg rund ein Drittel der Gebäude in Schutt und Asche lagen, wurden große Teile der Rund 100 Millionen Kubikmeter in den Außenbezirken aufgehäuft, davon wurden rund 26 Millionen Kubikmeter wurden erst relativ planlos, dann aber zunehmend im Zuge einer Landschaftsplanung in der Nähe des namengebenden Teufelssees aufgeschüttet. Die letzte LKW-Ladung Schutt wurde 1972 abgeladen. Der Teufelsberg stellt mit 120m über NN die zweithöchste Erhebung des Stadtgebiets dar und ist damit weithin von vielen Orten Berlins aus sichtbar.

Zur Zeit des kalten Krieges

Nach dem Ende der Aufschüttung wurde der Berg zunächst mit Sand und Mutterboden versehen, rund 1 Mio. Bäume wurden gepflanzt und der Berg wurde mit Ski-Hang, Rodelbahn und Sprungschanze ausgestattet, die aber nie richtig zum Einsatz kam, denn in den 1950er Jahren entdeckte die US-Armee den Berg als idealen Ort für eine Abhöranlage.
Zunächst wurde eine mobile Installation zur Überwachung des Flugraumes aufgebaut, die aber bald durch feste Gebäude ersetzt wurde, die in Zuge dessen entstandenen fünf Antennenkuppeln prägen seither das Stadtbild. Die westlichen Alliierten versuchten nun den Funkverkehr quasi sämtlicher Verwaltungen und Armeen des Ostblocks abzuhören. Dabei wurden Gespräche auf Deutsch, Tschechisch, Polnisch und Russisch belauscht und übersetzt. In einem dreistufigen Auswertungssystem wurden nur die wichtigsten Informationen weitergeleitet. Was genau man sich darunter vorstellen darf, wird sich erst 2020 zeigen – denn dann erst werden die US-Archive der Öffentlichkeit zugänglich gTeufelsbergemacht.

Nutzung nach dem Mauerfall und Ausblick

Nachdem die Alliierten die Anlage 1992 verließen, kauften vier Investoren das Gelände, ihre Pläne von Luxuswohnungen und Hotels scheiterten jedoch aus verschiedenen Gründen. Eine Musterwohnung existiert noch auf dem Gelände. 2006 wurde das Gelände als Waldgebiet ausgeschrieben – eine weitere Bebauung ist damit ausgeschlossen.
Der Teufelsberg ist mit seinen knapp 48.000 Quadratkilometern heute ein beliebtes Naherholungsziel – vor allem Mountainbiker und Wanderer, aber auch Downhill-Skater oder Gleitschirmflieger sporteln hier gerne. Auch der Ski-Hang wird nun für wintersportliche Tätigkeiten genutzt.
Die spezielle Kulisse mit den charakteristischen Kugeln der Abhöranlage war bereits Teil einiger Spielfilme. Derzeit gibt es geführte Besichtigungen Führungen durch die ehemalige Abhöranlage mit vielen weiteren Hintergrundinformationen über die wechselvolle Geschichte dieses ganz besonderen Gebäudes. Langfristig planen die Eigentümer, das Gelände unter Denkmalschutz stellen zu lassen.

Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Teufelsberg
http://www.berlin.de/sehenswuerdigkeiten/3560349-3558930-teufelsberg.html
http://teufelsberg-berlin.eu/

Bildergalerie:
http://www.tagesspiegel.de/mediacenter/fotostrecken/berlin/bildergalerie-teufelsberg-plaene-und-verfall/1660394.html