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Gebäude mit Geschichte: AEG-Turbinenhalle Moabit

"Kommen Sie nach Berlin, so vergessen Sie nicht, sich das Turbinenhaus der AEG von Peter Behrens anzusehen. Sie müssen das gesehen haben!", schrieb 1914 der junge Erich Mendelsohn, einer der progressivsten Architekten seiner Zeit. Wie jetzt, ein Industriegebäude als touristisches Highlight?

Das Gebäude: setzt Maßstäbe

Die 1909 erbaute AEG-Turbinenhalle im Moabiter Beusselkiez gilt heute als Leitbau der modernen Industriearchitektur. Wenn man die Turbinenhalle mit anderen Gebäuden der Zeit vergleicht, die vergleichsweise altbackene Säulen, Dreiecksgiebel und neobarocken Zierrat aufweisen, wird der Kontrast deutlich sichtbar: Die AEG-Turbinenhalle wird dominiert von großformatigen, tragenden Fensterflächen, die sich leicht nach innen neigen und die von einem polygonalen Giebel gekrönt werden. Durch die massiven Eckpylone wird dem ursprünglich 123m langem Bau eine Schwere vermittelt, die Vertrauen einflößen sollte, sodass die Berliner Schnauze ehrfürchtig-frotzelnd vom „Tempel der Arbeit“ bzw. dem „Maschinendom“ sprach. In der wachsenden Elektroindustrie des gerade angebrochenen 20. Jahrhunderts war der ganze Bau auf seine Funktion zur Herstellung von Großturbinen ausgerichtet. Zwei Mal wurde er noch (in deutlich schwächerer Architektur) verlängert und ist nun insgesamt über 200m lang. Seit fast 60 Jahren steht der Bau unter Denkmalschutz, denn die Art und Weise der verwendeten Materialen Eisen, Glas und Beton war zum Zeitpunkt der Errichtung bahnbrechend modern.

Der Architekt: setzt Maßstäbe

Peter Behrens gilt als “Prototyp des Industriedesigners” und als Erfinder des Corporate Designs, seitdem er noch vor dem ersten Weltkrieg für die AEG einheitliche Designs vom Briefbogen über den Teekessel bis zum Fabrikgebäude gestaltete. In seinem Architekturbüro arbeiteten einige später sehr erfolgreiche Architekten, wie z.B. Walter Gropius. Man kann ohne Übertreibung feststellen, dass Behrens die AEG durch seine konsistente Designsprache als starke Marke auf dem Weltmarkt positionierte und etablierte. Die Kritikerinnen und Kritiker überschlugen sich vor Begeisterung und feierten Berlin als Vorreiterin einer neuen Industriekultur.

Fast 100 Jahre alt und doch kein bißchen oll

Man mag es kaum glauben, aber fast 100 Jahre nach ihrer Errichtung dient die Turbinenhalle immer noch dem Bau von: Turbinen. Das ist beeindruckend, bedenkt man, wie wenig Gebäude aus der Zeit heute noch dem ursprünglichen Zweck dienen. Dies spricht auch für das weitsichtige Design und das vorausschauende Denken von Peter Behrens, der bis zu seinem Tod 1940 die Leitung der Meisterschule für Architektur an der Akademie der Künste innehatte.

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/AEG-Turbinenfabrik

https://www.bauhaus100.de/de/damals/werke/architektur/aeg-turbinenhalle-in-berlin/index.html

https://www.berlin.de/sehenswuerdigkeiten/3560168-3558930-aeg-turbinenhalle.html

https://www.siemens.com/history/de/aktuelles/turbinenhalle.htm

Bildquelle:

https://commons.wikimedia.org/wiki/User:DorisAntony