In unserem letzten Beitrag zu unserer Serie “Gebäude mit Geschichte” im Jahre 2017 geht es um die St.-Annen-Kirche in Dahlem. Wie wir gleich erfahren werden, steht diese Kirche für eine gewisse Widerborstigkeit, die zum Teil vergnüglich und zum Teil bewundernswert ist …
Bauphasen
Das Dorf Dahlem wird urkundlich erstmals 1375 erwähnt – es ist aber anzunehmen, dass zwischen 1215 und 1225 ein Holzbau auf dem heute noch erkennbaren Kirchenhügel errichtet wurde, der um 1300 durch einen Steinbau ersetzt wurde. Um 1490 folgte der spätgotische Choranbau, bei dem das Südportal aufwändig gestaltet wurde. Ein Gruftanbau, ebenfalls im spätgotischen Stil, erfolgte zwischen 1504-1507. Die Wände des Langhauses wurden dann noch 1511/1512 erhöht, um dem Bau ein einheitliches Aussehen zu geben. Im Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648 wurde die Kirche leider stark beschädigt und so erhielt sie zur Wiedereinweihung 1679 ein Bandrippengewölbe, eine Empore und mit der Holzkanzel im Inneren ihre heutige Gestalt. 1781 erhielt die Kirche einen hölzernen Turm, der später als Telegrafen-Relaisstation benutzt wurde. Das nächste „Facelift“ gab es 1905/1906, als die Kirche unter Wilhelm Blaue renoviert und umgestaltet wurde. Der zweite Weltkrieg hinterließ große Beschädigungen an Turm, Glockenstuhl, Dach und der Westwand – die Rekonstruktionen dauerten bis 1953 an
Namensgebung
Offiziell trägt die Annenkirche erste seit 1913 ihren Namen. Die heilige Anna ist die Mutter Marias (und somit die Großmutter Jesu). Sie steht für göttliche Gnade und mütterliche Liebe. In einige Sprachen ist das Wort für „Mutter“ als eine Variation des Namens Anna eingegangen. In der Mark Brandenburg war die Annenverehrung recht typisch und das Annen-Bild in der Kirche ein Zeugnis der frühen Annenverehrung. Dieses und andere Wandgemälde aus katholischer Zeit wurden übertüncht und erst 1893 wiederentdeckt. Vermutlich entstammen sie dem Ende des 14. Jahrhunderts und wurden von böhmischen Wanderarbeitern gestaltet. Rekonstruktionsversuche waren nicht besonders erfolgreich und so ließ man davon ab und fixierte letztmalig in 1951.
Eine Kirchengemeinde mit sehr eigenem Kopf
Zur Zeit des Nationalsozialismus von 1933-1945 wurde die Kirche ein Ort der „Bekennenden Kirche“, einer Oppositionsbewegung in einer Zeit, in der die Kirchen gleichgeschaltet wurden. Nach der Verhaftung ihres Pfarrers Martin Niemöller versammelte sich täglich abends die Gemeinde zu Fürbittengottesdiensten für alle Gefangenen. Obwohl Niemöller durchaus nationalkonservativ eingestellt war und auch den Antisemitismus seiner Zeit teilte, rief er im September 1933 als Reaktion auf die Entfernung von „Nichtariern“ aus Kirchenämtern zur Gründung eines reichsweiten Pfarrernotbundes auf. Allein seine strikte Abgrenzung zur Gleichschaltung sorgte dafür, dass er mehrfach verhaftet wurde und auch ins KZ kam, welches er aber überlebte.
Man ist nicht bange in der St. Annenkirche – als die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche 1983 eine moderne Kreuzigungsplastik erhalten sollte und das Vorhaben krachend im Gemeinderat scheiterte, stellte der Künstler Bernhard Heiliger sie kurzerhand der Dorfkirche für einen symbolischen Preis zur Verfügung, wo sie gerne angenommen wurde.
Auch das „Triptychon für Auschwitz“ aus 1992 sorgte für einen gewissen Unmut: die dargestellten Geistlichen sind ihrer Kleidung nach als katholische Geistliche erkennbar – auf einem Kunstwerk, das sich kritisch mit der Rolle der Kirche in der NS-Zeit auseinandersetzt und außerdem noch in einer evangelischen Kirche steht, einen kleinen Skandal wert. Das Werk wurde an seinem Platz belassen, lediglich die Beschreibung für Besucher wurde noch mal nachgebessert.
Aktuelle Gemeindearbeit
Die St.-Annen-Kirche hat ein lebendiges, vielfältiges Gemeindeleben. Neben den klassischen Veranstaltungen wie Basars oder theologische Diskussionsrunden gibt es auch Tanzbälle, man engagiert sich für Geflüchtete und Umweltschutz und auch einen zeitgemäßen Webseiten- und Facebook-Auftritt gibt es.
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Dorfkirche_Dahlem
http://www.kg-dahlem.de