
Noch am Wahlabend letzten Sonntag stand fest: Die Berliner*innen sind mehrheitlich für einen Weiterbetrieb des Flughafens Tegel. Viele Argumente wurden ausgetauscht in den letzten Wochen und Monaten, manchmal ging es gar hitzig und emotional zu. Wie es jetzt wirklich weitergeht mit dem Flughafen, der eigentlich schon seit 2012 geschlossen sein sollte, wird man erst zum Jahresende sehen, da auch der Bund hier mitzureden hat und sich die neue Regierung erst formen muss. Dazu kommt, dass der Volksentscheid nicht bindend ist.
Krieg und Frieden
Das ehemalige Jagdgebiet der Preußen-Könige wurde Anfang des 20. Jahrhunderts erst als Artillerie-Schießplatz genutzt, dann wurde dort das erste preußische Luftschifferbataillon aufgestellt, das mit Ausbruch des ersten Weltkrieges zur Luftschiffer-Ersatz-Abteilung umgestaltet wurde, die die Ausbildung von Feldluftschiffertruppen diente. Gelehrt wurde mit Hilfe eines Fesselballons. 1906 wurde die erste Luftschiffhalle erbaut, die nach dem ersten Weltkrieg aufgrund verschiedener Bestimmungen des Versailler Vertrages abgerissen werden musste.
1930 wurde der erste Raketenschießplatz eröffnet, im zweiten Weltkrieg diente das Gelände dann als Truppenübungsplatz für Flak-Regimenter der Luftwaffe. Nach dem zweiten Weltkrieg war zunächst eine Kleingarten-Wohnsiedlung auf dem stark zerbombten Gelände geplant, was aber verworfen wurde, da überall im Boden immer noch Blindgänger und Munitionsreste verteilt sind.
Als die Sowjetunion 1948 den Westteil der Stadt blockierte, baute man dann innerhalb von 90 (!) Tagen (!) einen behelfsmäßigen und zunächst ziemlich provisorischen Flughafen mit einfachsten Mitteln, um für die Luftbrücke während der Blockade zur Verfügung zu stehen.
Der erste regelmäßige zivile Linienflug fand 1960 statt.
Kunst am Bau
Die Flughafenanlagen Tegel-Süd entstanden ganz im Zeitgeist der 1960er/70er Jahre mit dem bewussten Einsatz geometrischer Formen. Das sechseckige Gebäude wurde knapp 5 Jahre nach dem ersten Spatenstich eingeweiht und besticht durch seine kurzen Wege. Man spricht auch vom „Drive-In-Flughafen“ – von der Taxi- bis zur Flugzeugtür sind es im günstigsten Fall gerade einmal 35 Meter. 11 Millionen Passagiere pro Jahr wissen es zu schätzen, dass sie nicht kilometerlang durch Shopping-Malls genötigt werden.
Schließen oder nicht schließen – das ist hier die Frage!
Viele schlaue Nachnutzungskonzepte wurden seit 2008 entworfen und verworfen und nun ist erneut offen, was mit dem Gelände passieren wird. Wird jemals die U5 bis dahin fortgesetzt werden, wie es schon lange angedacht ist, wenn der Flughafen stillgelegt ist? Die Debatte um den Flughafen ist hitzig. Während sich die einen durch Fluglärm gestört fühlen, fordern die anderen, dass doch zumindest ein Flughafen der Hauptstadt erhalten bleiben soll (Wir erinnern uns: BER liegt in Brandenburg). Mit dem Volksentscheid am Sonntag wurde ein neues Kapitel um den Flughafen Tegel aufgeschlagen. Wie es weitergeht kann derzeit nur der Blick in die Kristallkugel verraten…
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Flughafen_Berlin-Tegel http://www.bz-berlin.de/berlin/reinickendorf/42-jahre-flughafen-tegel-b-z-erzaehlt-die-geschichte
Bildergalerie:
http://www.tagesspiegel.de/mediacenter/fotostrecken/berlin/bildergalerie-die-geschichte-des-flughafens-tegel-in-bildern/7603656.html
Bildquelle: Wikipedia