Sie kennen sich eigentlich gut in Kreuzberg aus, aber „Garde-Dragoner-Kaserne“ will Ihnen nichts sagen und trotzdem läutet da irgendwie was? Nun, zum einen kennt eigentlich niemand die ehemalige Kaserne tatsächlich bei ihrem Namen, wohl aber kennt sie jeder in Kreuzberg aufgrund ihrer Funktion: die Rede ist nämlich vom Finanzamt Kreuzberg. Und jetzt klärt sich auch das „Läuten“: Das sogenannte Dragoner-Areal dahinter ist Teil eines typischen Berliner Immobilien-Heckmecks par Excellence. Aber fangen wir von vorne an…
Bau und erste Nutzung
Die Garde-Dragoner-Kaserne wurde von Ferdinand Fleischinger und Wilhelm Drewitz zu militärischen Zwecken von 1850-1854 gebaut. Das dreigeschossige Gebäude mit Zinnentürmen und Rundbogenfenstern sollte an eine mittelalterliche Kastellburg erinnern, daher betitelte sie der Volksmund auch gerne als „Dragonerburg“. Zunächst als Infanteriekaserne genutzt, kamen 1853 und 1889 Reitbahn und Reitställe dazu. Im Zusammenhang mit der Novemberrevolution wurden Gefangene in die Kaserne gebracht und z.T. schwer misshandelt. Eine Gedenktafel erinnert heute an die Opfer.
Umfunktionierung
1921 wurden Ställe, Reitbahn und Nebengebäude in einen Gewerbehof umgewandelt, ab 1923 wurde das Kasernengebäude als Finanzamt des Bezirks Kreuzberg genutzt – Teile des Areals wurden unter Denkmalschutz gestellt.
Aktueller Stand Dragoner-Areal
Seitdem Berlin ins Zentrum der Aufmerksamkeit allerlei Investoren gerückt ist, ist auch das günstig gelegene Dragoner-Areal zum Spielball der Interessen geworden. Das 47.000 qm große Gelände zwischen Mehringdamm und Obentrautstraße gilt als eines der letzten innerstädtischen „Filetstücke“, die vergleichsweise frei bebaut werden können.
Das Gelände gehört(e) dem Bund, genauer der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) und wurde 2015 für 36 Millionen Euro an eine Firma mit Sitz in Wien verkauft. Das Land Berlin hätte das Areal gerne selbst erworben, um günstige Wohnungen zu bauen, unterlag aber in dem Bieterverfahren, da ab einem Preis von 18 Millionen Euro die geplanten Wohnungen nicht mehr günstig hätten sein können.
Es formten sich Bürgerinitiativen und schließlich wurde das Geschäft im September 2015 auf Initiative von Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen im Bundesrat gestoppt – zum ersten Mal in der Geschichte! Lange Zeit weigerten sich aber Käufer und Verkäufer, den Verkauf aufzulösen – im November 2016 schließlich wurde sich auf eine Rückabwicklung des Geschäftes zum unverzinsten Kaufpreis geeinigt. Das Gebiet wurde im Folgenden als Sanierungsgebiet ausgewiesen.
Ziel des Landes ist immer noch ein Erwerb des Areals, geplant sind 500 Wohnungen, die Hälfte davon sollen in den sozialen Wohnungsbau gehen, außerdem kleinteiliges Gewerbe und Kulturprojekte.
Kurz vor Redaktionsschluss erreichte uns noch die Nachricht, dass der Bund das Dragoner-Areal im Rahmen des neuen Hauptstadtvertrages gratis an Berlin abgeben wird. Finanzsenator Kollatz-Ahnen kommentierte dies aber noch zurückhaltend mit einem lakonischen „Verträge sind erst Verträge, wenn sie unterzeichnet sind“.
Es bleibt spannend!
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Garde-Dragoner-Kaserne
https://www.rbb-online.de/politik/beitrag/2017/01/bund-loest-umstrittenen-kaufvertrag-fuer-das-dragonerareal.html
http://www.berliner-zeitung.de/berlin/dragoner-areal-investor-erhaelt-keine-zinsen-auf-kaufpreis-25698674
http://www.berliner-zeitung.de/berlin/kreuzberg--es-war-ein-langer-kampf----dragoner-areal-geht-an-berlin-26735110