
Die größten Höhepunkte kann Berlin wohl im Nachtleben verbuchen – was geologische Erhebungen angeht, kann Berlin ausnahmsweise nichts wirklich Großes vorweisen. Und dann wurde erst vor Kurzem (2015) der Teufelsberg mit 120,10 m als höchster Berg abgelöst von Arkenberge, einem Deponie- und Schuttberg, der mit 120,70 m angegeben wird. Eine Interpretation dieses Ereignisses überlassen wir Ihrer Phantasie und wenden uns dem Karlsberg im Grunewald zu, der mit 82,50 m über NN tatsächlich einer der höheren Berge Berlins ist. Zum Vergleich: die Humboldthöhe im Humboldthain hat mit 84,50 m eine ähnliche Höhe, nur mal, damit der Begriff „Berg“ vor Ihrem geistigen Auge eine gewisse Relativierung erfährt. Jedenfalls, auf dem Karlsberg wurde am 9. Juni 1899 der Grunewaldturm eingeweiht, um den es heute gehen soll.
Geschichte und Gedanke
Angeregt wurde der Bau des Turms von Ernst von Stubenrauch, beschlossen wurde er dann vom Kreistag des Landkreises Teltow im Jahre 1897. Der Turm sollte zum Gedenken an den 1888 verstorbenen preußischen König und deutschen Kaiser Wilhelm I. errichtet werden, der 1897 seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Kaiser Wilhelm II. genehmigte den Bau des Aussichtsturmes, mit dem Franz Schwechten betraut wurde, der ja so einige Spuren im Berliner Stadtbild hinterlassen hat – sein berühmtestes Werk dürfte wohl die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche sein, die den Berlinerinnen und Berlinern besser als „hohler Zahn“ geläufig ist.
Bau und Backstein
Für den Bau wurde zunächst die Bergkuppe des Karlsbergs gerodet und dann planiert. Der mit Putzspiegel, Giebelchen, Spitzbogenfenstern und Türmchen verzierte Turm im Stil der märkischen Backsteingotik steht auf einer vier Meter hohen Plattform und hat eine Höhe von 55 Metern. Das Sockelgeschoss ist als Gedenkhalle ausgebildet, die zur Einweihung jedoch noch leer war. Erst 1902 wurde das überlebensgroße Standbild von Wilhelm I. aufgestellt, das von Ludwig Manzel geschaffen wurde, der auch Figuren für den Reichstag und den Berliner Dom angefertigt hat. Umlaufend gibt es einen Gurt, in den auf der Westseite der Wappen mit dem roten, brandenburgischen Adler angebracht wurde sowie die Inschrift „Der Kreis Teltow baute mich 1897“ und auf der Ostseite der schwarze, preußische Adler und die Inschrift „Koenig Wilhelm I. zum Gedaechtniss“.
Sanierung und Neueröffnung
Im Jahre 1953 erfolgte zwar eine umfassende Sanierung, im Oktober 2007 wurde der Turm aber aufgrund erheblicher Baumängel an der Treppenanlage gesperrt. Sanierung und Reparatur dauerten bis Ostern 2011 und verschlangen bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung satte 1,5 Millionen Euro, geplant waren nur Kosten von rund 440.000 Euro. Dafür kann man aber – wenn man die 204 Stufen erklommen hat, barrierefrei ist der Turm leider nicht – wieder die großartige Aussicht genießen. Anno 1902 reichte diese noch bis Berlin-Mitte, aber auch heute noch lassen sich einige Wahrzeichen von Berlin entdecken oder die Schiffe beobachten, die auf der Havel kreuzen.
Dit is Berlin
Zur Erinnerung: Wilhelm I. war seit 1861 König von Preußen und seit 1871 gleichzeitig Deutscher Kaiser. Während beim Kreis Teltow aber vom „König-Wilhelm-Turm“ die Rede war, gratulierte Wilhelm II. jedoch in seinem Telegramm zum Bau des „Kaiser-Wilhelm-Turms“ – dieser Name sollte sich selbstverständlich sofort jeder Beschriftung zum Trotz durchsetzen, bis der Turm nach dem zweiten Weltkrieg in den heute noch üblichen „Grunewaldturm“ umbenannt wurde…
Der Eintritt zur Besteigung des Turms kostet 3 Euro für alle unabhängig von Gruppengröße oder Alter, jedoch können diese beim Besuch des Restaurants am Fuße des Turms angerechnet werden.
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Grunewaldturm
https://www.morgenpost.de/berlin/article104940393/Grunewaldturm-Gaeste-koennen-wieder-hoch-hinaus.html
http://forst-grunewald.de/?page_id=1749
https://www.visitberlin.de/de/grunewaldturm
https://www.in-berlin-brandenburg.com/Freizeit/Ausflugstipps/Waelder/Grunewald/Grunewaldturm.html