
Gebäude mit Geschichte – Internationales Congress Centrum (ICC) Charlottenburg
Ein Prestigebau sollte es sein, eine architektonische Antwort auf den Palast der Republik auf DDR-Seite und mit knapp 1 Mrd DM wurde sie „nur“ knapp doppelt so teuer wie geplant: die „Halle Größenwahn“ oder auch einfach nur „das Raumschiff“ – das ICC am Charlottenburger Westend.
Bau und Eröffnung
Rasante vier Jahre Bauzeit wurden lediglich aufgewendet, um das prägnante Gebäude zu erstellen. Entworfen wurde es von dem Berliner Architekten-Ehepaar Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte (Erinnern Sie sich? Ihrer Feder entstammt auch der „Bierpinsel“!) im Stil der „High-Tech Architektur“, einer sehr technisch anmutenden Architekturströmung der 1970er Jahre. Die Technologie, die in einem Gebäude steckt, wird hierbei gerne durch Formstahl und Betonung von funktionalen Bestandteilen in den Vordergrund gerückt. Dadurch entsteht der futuristische Charakter, der bei der Eröffnung 1979 auch von der anwesenden Prominenz wohlwollend zur Kenntnis genommen wurde.
Das Raumschiff
Gerne wird das ICC im Berliner Volksmund als „Ufo“ oder „Raumschiff“ bezeichnet und betrachtet man es im Gesamtzusammenhang der Architektur drum herum hat man wirklich das Gefühl, da sei ein außerirdisches Objekt gelandet. Die Maße sind dabei durchaus beeindruckend: 320m lang, 80m breit, 40m hoch misst es und zählt zu den bedeutendsten Bauten der deutschen Nachkriegszeit. In seinem Inneren finden in 80 Sälen und Räumen jeweils von 20 bis 5000 Menschen Platz. Neben den 160.000qm Hallenfläche hat man noch die Möglichkeit, über ein 3-geschossiges Brückenbauwerk die Hallen 14 und 15 der nebenan gelegenen Messehallen zu betreten.
Rentabilität
Trotz überdurchschnittlicher Buchungssituation und Gewinn diverser Auszeichnungen (u.a. 4 Jahre hintereinander das „Best Convention Center of the Year“ des Fachmagazins „Conferences & Exhibitions“ International) lagen Betriebskosten und zu erwartende Renovierungskosten so hoch, dass der Senat im Jahre 2008 die Deutschlandhalle abreißen ließ und den CityCube Berlin dort errichten ließ als Ausweichmöglichkeit für das ICC, das dringend für geschätzte 180-360 Millionen Euro saniert werden muss u.a. aufgrund von Asbestverseuchung. Die zukünftig jährlichen Betriebskosten schätzt man auf 6-10 Millionen Euro, aber tatsächlich wird die wirtschaftliche Betriebsfähigkeit erst bei Inbetriebnahme solide geschätzt werden können.
Aktueller Status Quo
2013 gingen erst einmal die Lichter aus. Es gab und gibt immer mal wieder interessante Ideen der Nutzung – von Geflüchteten-Notunterkunft bis „stadtnahes Flughafen-Terminal mit direktem Anschluss an den BER“ ist alles dabei. Man munkelt, dass man vor 2022 nicht mit irgendeiner Form der Neueröffnung rechnen kann. Vielleicht wird dann ja auch die U1 bis zur Messe weitergebaut, wie auch mal geplant war (teilweise gibt es dazu auch schon Vorbauten). Man weiß es nicht. Im Zweifelsfall kann man nur damit rechnen, dass es am Ende teurer als erwartet wird. Dit is‘ Berlin, wa?

Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Internationales_Congress_Centrum_Berlin
http://www.berlin.de/sehenswuerdigkeiten/3561423-3558930-icc.html
http://www.rbb-online.de/wirtschaft/beitrag/2014/03/icc-berlin.html