Manchmal ist es schöner, nicht Recht zu behalten. 2015 prognostizierte der IVD BB, dass die sog. Mietpreisbremse eher zum Mietengaspedal werden könnte – und behielt Recht. Neu eingeführte Regulierungen, auch das sog. Bestellerprinzip, haben Mietern eher auf breiter Front geschadet.
Dirk Wohltorf, Vorsitzender des IVD Berlin-Brandenburg: "Mietpreisbremse mit Gaspedal, so hat der IVD seinen letzten Marktmietspiegel im Jahr 2015 betitelt. Leider sollten wir Recht behalten. Die Regulierung der Neuvertragsmieten übervorteilte wenige Hauptstädter, die in nachgefragten Lagen auch bereit gewesen wären, eine höhere Miete zu zahlen. Darüber hinaus hat es vor allem eine Wirkung gehabt. Es hat Vermieter verunsichert und dazu motiviert, im gesetzlichen Rahmen die Bestandsmieten zu erhöhen, wohlwissend, dass eine Mischkalkulation über steigende Neuvertragsmieten nicht mehr möglich ist.“
Die Neuabschlussmieten der Bestandswohnungen in Berlin sind seit Mai 2015 in Standardwohnlagen im Schwerpunkt um ca. 12 Prozent auf rund 8,30 €/m2 Wohnfläche nettokalt und in Vorzugswohnlagen ca. 11 Prozent auf rund 9,80 €/m2 Wohnfläche nettokalt gestiegen. Dies entspricht einem jährlichen Anstieg von im Mittel rund 6 Prozent in Standardlagen und rund 5,5 Prozent in Vorzugslagen, wobei die Steigerung im letzten Jahr überwiegend noch deutlicher war als im Vorjahr. Das Niveau der Neuabschlussmieten für Erstbezüge nach umfassender Modernisierung und im Neubau/ Erstbezug liegt mit rund + 20 Prozent bzw. rund + 35 Prozent deutlich oberhalb der marktüblichen Bestandsmieten, was jedoch entsprechenden Investitionen geschuldet ist. Katja Giller, Vorsitzende des Wertermittlungsausschusses im IVD Berlin-Brandenburg: "Für aufwändige Modernisierungen erfolgt eine entsprechende Gegenleistung in Form einer höheren Miete. Das sind übliche marktwirtschaftliche Gesetzmäßigkeiten. Trotz staatlicher Eingriffe gibt es sie noch, die Marktmiete, und mit unserem Bericht geben wir allen Vermietern und Immobilienprofis ein wertvolles Werkzeug an die Hand, um eine aktuelle Marktmiete zu berechnen.“
Der Marktmietspiegel, der von einem Gremium aus Sachverständigen im IVD ermittelt wird, weist die höchsten Mietsteigerungen mit durchschnittlich 19 Prozent in zwei Jahren über alle Baujahresklassen bei den Bestandswohnungen in Vorzugslagen von Friedrichshain-Kreuzberg und Lichtenberg aus. Das stabilste Mietniveau wurde in Steglitz-Zehlendorf und Pankow, vor allem für die Baujahre nach 1950 beobachtet. Absteiger im Bezirksranking waren die Randbezirke Neukölln, Reinickendorf und Treptow-Köpenick. Gegenüber dem vorherigen Auswertezeitraum 2013 bis 2015 fällt vor allem auf, dass die Neuabschlussmieten nunmehr auch wieder im oberen Mietpreissegment deutlich gestiegen sind. Hier dürften sich neben den gestiegenen Bau- und Investitionskosten auch die vom Vermieter zu tragenden Neuvermietungskosten niederschlagen, die seit der gesetzlichen Einführung des sog. Bestellerprinzips fast ausschließlich vom Vermieter getragen werden.
Der in Fachkreisen anerkannte und genutzte IVD-Marktmietspiegel für Geschosswohnungen in Berlin erscheint alle zwei Jahre kurz nach dem Berliner Mietspiegel und stellt dem Mietenkontrollinstrument den echten Markt mit den aktuellen Neuabschlussmieten gegenüber. Gesondert ausgewiesen werden auch die Mieten für den Erstbezug nach umfassender Modernisierung und Wohnungen im Neubau/Erstbezug, die im Berliner Mietspiegel nicht abgebildet werden und auch nicht den Regelungen der Mietpreisbremse unterliegen.
Den aktuellen Marktmietspiegel finden Sie hier.